„Tach Josef, tach Ewald.“
„Aha, Willi, mal wieder hier? Heute allein?“
„Ne, Werner kommt noch.“
„Aha, dein Chef und Steiger.“
„Lass man, das ist lange vorbei. Hier an der Theke sind wir Kumpel. Ach, da isser ja. Tag zusammen, wie geht’s?“
Willi: „Frag mich nicht. Ich bin mit dem Fahrrad gekommen und unterwegs fast erstickt. Die Luft wird immer schlechter.“
„Jetzt hau man nich so aufn Putz. Die Zechen und Kokereien sind weg und du redest jetzt von schlechter Luft?“
„Das meine ich ja auch nicht. Es geht um die Autoabgase. Ich fühle mich irgendwie vergiftet.“
„Mensch, das bildest du dir doch nur ein. Noch vor 20 Jahren waren unsere Autos reine Giftschleudern. Jetzt ist die Technik doch schon besser.“
„Das ist ja auch so, aber in der Zeitung steht, dass die Grenzwerte beim NOx nicht eingehalten werden.“
Ist ja klar, Grenzwerte sind Grenzwerte. Aber es geht doch um uns. Und vor 20 oder 40 Jahren haben wir auch gelebt und wurden nicht vergiftet. He, Mustafa, du bist doch aufm Pütt gewesen, sag du doch mal was dazu.“
„Was habt ihr denn für ein Problem?”
„Hier unser Willi hat den Pütt überlebt und will jetzt an den Autoabgasen ersticken.”
„Leute, ihr wisst doch Bescheid, wie es auf der Zeche untertage und übertage war. Alles war voller Staub. Und viele sind früher an Silikose gestorben. Aber wir haben doch überlebt. Wenn ich da an mein Dorf in Anatolien denke: da war es auch oft staubig, wenn der Wind alles aufwirbelte.“
„Alles klar, Mustafa, wir meinen aber jetzt die Autoabgase.“
„Wir bei uns in der Türkei hatten jede Menge dreckige LKWs. Aus denen kam ne dicke, schwarze Wolke raus. Trotzdem wurden alle fast 100 Jahre alt.“
„Wenn die Abgase nicht giftig sind, warum bringen sich dann die Selbstmörder damit um?“
„Weiß ich nicht. Gleich kommt der Dankwart. Habe den eben im Supermarkt getroffen. Das ist unser Oberschlauer, den fragen wir mal. Ach, da isser ja. Dankwart, komm mal her. Wieso kann man sich mit Autoabgasen umbringen? Hier wird behauptet, das sei alles nicht giftig.“
„Aha, ihr Jungs habt keine Ahnung, dann will ich euch Maulwürfe mal aufklären.“
„Hab mal nich’ so ’ne dicke Lippe, du Angeber.“
„Also jetzt mal ohne Quatsch. Bei den Autoabgasen reden wir über Anteile von NOx, CO und CO2. Inwieweit NOx uns wirklich schadet, kann ich nicht sagen. Es steht wohl fest, dass wir schon immer, auch ohne Autoabgase, hohe Konzentrationen von NOx um uns hatten. Rauch von Kerzen, Zigaretten und was auch immer.
CO und CO2 sind für Selbstmörder sehr wichtig, die es bei laufendem Motor in der Garage machen. CO ist sehr giftig und vergiftet das Blut. Es entsteht bei schlechter, unvollständiger Verbrennung, im Automotor und zuhause in unseren Öfen. Die Verbrennung im Automotor ist bei ungünstigen Betriebsbedingungen schlecht, zum Beispiel beim Leerlauf wie bei dem Selbstmörder in der Garage. Die früheren Motoren mit Vergaser waren dabei etwas anfälliger als die modernen mit Einspritzsteuerung. Wenn eine Verbrennung mit zu wenig Sauerstoff abläuft, wie in einer Garage oder leider auch zuhause am Kamin bei geschlossenem Fenster, wird vermehrt CO produziert.
CO2 hingegen ist nicht giftig, da kann der Selbstmörder lange warten.
Allerdings klappt’s dann wieder in der Garage. Dort wandelt der laufende Motor den ganzen Sauerstoff in CO2 um. Dann schafft es der Selbstmörder schließlich doch. Er erstick, weil der Sauerstoff weg ist.
Das wird uns außerhalb der Garage nicht passieren, weil unsere Natur das CO2 wieder in Sauerstoff zurückwandelt. Außerdem beträgt der CO2-Gehalt in der Atmosphäre nur ein Bruchteil von einem Prozent.“
„Ach, so ’n bisschen? Na, dann ist ja alles gut. Warum dann so viel Geschrei?“