„`Nen Tag zusammen. Kann ich hier ein Bier bekommen?“
„Hallo Josef, hier ist grad ein Witzbold gekommen. Gib dem mal schnell ein Bier. Sonst glaubt der noch wir trinken hier nur Luft.“
„Apropos Luft im Glas. Herr Wirt, lass mal bei den Dreien die Luft aus dem Glas, ich gebe einen aus.“
„Na hallo, Du trittst ja schneidig auf. Wo kommst Du denn her?“
„Ich bin der Dankward, das hier ist meine Stammkneipe, ich bin jetzt wieder hier. War grad mal 30 Jahre weg. Was ich jetzt sehe sind neue Gäste. Wo ist denn der Wirt von damals, der Herbert?“
„Dankwart, das klingt aber gebildet. Wir sind hier Josef der Wirt, Willi mit Gemüsegarten, Helge sammelt Briefmarken und Münzen, ich bin der Ewald und ich angele. Dann gibt es noch den Werner, der ist heute nicht hier. Der ist unser bester Skatspieler, war schon mal auf einem Turnier dabei. Der schraubt dauernd an seinem Motorrad.“
„Tja, der Herbert, der war auch ein Guter. der ist leider schon verstorben. Vor einiger Zeit. Der hatte Steinstaub, war untertage bevor er diese Kneipe von seinem Onkel übernommen hatte. Ich habe diese Kneipe seiner Frau abgekauft. Ich war auch auf Zeche.“
„Und, wie lange machst Du noch?“
„Ich mach noch ne Zeit. War in der Wäsche, die Arbeit war nicht so gefährlich.“
„Ja, dann pack mal aus, was haste denn in den 30 Jahren gemacht? Oder warste im Knast?“
„Nee das nicht. Ich war wegen dem Job weg. Hatte mit Zement zu tun.“
„Ach biste Maurer? Das geht ja hier auch.“
„Nee, ich war bei der Zementherstellung, in der Mahlanlage.“
„30 Jahre sind ne ganz schön lange Zeit.“
„Ja, war ja auch wegen der Familie. Zwei Kinder sind hier in Essen geboren. Das dritte da in Westfalen. Na, dann hab ich gemacht, bis die Kinder aus dem Haus waren und bis zur Rente.“
„Find ich gut, in die alte Heimat zurückzukehren. Jetzt biste wieder hier.“
„Ist klar, ich bin aus der Stadt, da muss ich wieder hin, und es ist ja auch meine Stadt.“
„Na dann willkommen. Hier gibt es Bier. Denn Prost.“
„Warum läuft denn der Fernseher? Müssen wir das sehen?“
„Eigentlich wollen wir Fußball kucken. Essen gegen Bochum. Aber jetzt läuft das mit der Überschwemmung an der Ahr.“
„Ist ganz schön heftig, was man da sieht. Da sind `ne Menge Häuser weggerissen, vom Wasser. Und viele Tote hat`s gegeben. Die haben sie noch nicht alle gefunden.“
„Ja, das ist was mit der Umwelt. Die Katastrophen werden immer mehr. Auch im Ausland.“
„Aber wir hier haben es noch gut. Hier ist nix passiert.“
„Kein Wunder, wir sind hier ja auch weit weg von der Ruhr und liegen auch viel höher. Hier kommt die Überschwemmung gar nicht hin.“
„Da sagste was, aber hier direkt an der Ruhr ist auch nichts passiert. Es stand auch nichts von Toten in der Zeitung.“
„Kein Wunder, in der Eifel regnet`s auch viel mehr. Letztes Jahr war ich mit meiner Frau zu einem Weinfest nach Altenahr gefahren. Meine Frau trinkt Wein ganz gern. Ich kann euch sagen, es hat die zwei Tage nur geregnet. Mir hat das gereicht.“
Nee, nee, so ist das aber auch nicht, vor zwei Jahren, bei unserem Kegelausflug nach Winterberg hat es auch nur geregnet. Wir konnten die Tage nicht vor die Tür gehen. Zum Glück haben wir einen Frauenkegelverein getroffen. Die waren lustige Vögel kann ich euch sagen. Mit denen hatten wir viel Spaß.“
„Ist gut, die Geschichte kennen wir schon. Haste uns schon dreimal erzählt. Willste nur wieder den Weiberheld raushängen lassen.“
„Sage mal, haste denn noch eine von dem Weiberkegelklub?“
„Nee, die waren ja alle verheiratet. Nach der Tour war Schluss. Aber ich kann euch sagen, die haben ganz schön die Sau rausgelassen.“
„Also das mit der Überschwemmung war hier aber auch. Ich war die Tage in Kettwig, da haben die ihre abgesoffenen Möbel vor die Tür gestellt. Da war der Wasserpegel 8 Meter über Normal. Aber richtig Schlimmes ist nicht passiert. Abgesehen, dass die nasse Füße bekommen haben.“
„Mir ist das klar, hier stehen die Häuser an den Stellen, die sich über paar Hundert Jahre als gut erwiesen haben. Die werden vom Wasser nicht weggerissen.“
„Im Krieg, als die Tommies den Möhnesee bombardiert haben, das war `ne sehr große Flut. Dabei hat es auch viele Tote gegeben.“
„Na ja, jetzt da an der Ahr kann man klar sehen, dass die an den falschen Stellen gebaut haben. Kein Wunder, dass die Häuser jetzt weg sind.“
„Wenn die klug sind bauen die an die Stellen nichts mehr hin. Die nächste Überschwemmung wird garantiert kommen.“
„Haste recht, das mit der Umwelt wird immer mehr.“
„Das soll ja alles mit dem CO² von unseren Autos zusammenhängen. Bald werden die uns das Autofahren ganz verbieten.“
„Das mit den Autos ist schon viel. Wenn man sich das mal am Kamener Kreuz oder in Köln an der A3 anguckt, kann man nicht glauben, wie das mit dem Verkehr weniger werden soll.“
„Ob das mit den Elektroautos gehen soll, kann ich mir nicht vorstellen. Ich könnte mir so ein Auto gar nicht leisten. Meine Karre muss noch 20 Jahre halten.“
„Ich kann euch sagen, der Autoverkehr ist das ja nicht allein. Ich weiß von der Zementindustrie, da wird auch ne Menge CO² produziert. Mittlerweile sind die Anlagen so groß, für 10 Tausend Tonnen am Tag und die Neubauten werden immer noch größer. So eine Anlage allein produziert am Tag sowas von 15 Tausend Tonnen CO².“
„Das ist aber ganz schön viel. Die Frage ist, was macht das im Vergleich zum Straßenverkehr?“
„Keine Ahnung, aber in Deutschland gibt es viele von diesen Anlagen.“
„Ist ganz schön schwierig mit der Umwelt. Die einen sage so und die anderen erzählen wieder was Anderes.“
„Jetzt erzählen die uns, der Regen in der Eifel und auch hier im Sauerland kommt von der Erderwärmung. Aber die Ruhr hatte doch jedes Jahr Überschwemmung.“
„Ist schon richtig. Aber früher war es kälter. Wir als Kinder konnten jeden Winter rodeln und schlittschuhlaufen. Wann gibt es heute noch Schnee, bestenfalls mal für drei Tage.“
„Die Politiker reden ja dauernd über Umweltmaßnahmen zur Verbesserung unseres Klimas.“
„Ich seh das so, diese dauernden Sprüche verschlechtern bestenfalls das Klima hier in unserer Stammkneipe. Was die machen sind doch immer nur Geschäfte für die Reichen und für sich selber.“
„Ein kluger Mann hat einmal gesagt, Politik und Vorteilnahme sind organisch miteinander verbunden.“
„Ist klar, da werden Massen an Geld geschaufelt. Wer kann da schon widerstehen?“
„Soll das denn so kommen, dass das mit dem Klima nicht funktioniert und es wird ununterbrochen regnen?“
„Ist klar, sieht ganz so aus.“
„Nun Helge, unser Geschichtsprofessor, was sagst Du dazu?“
„Richtig, in unserer Geschichte ist schon alles mal gelaufen. Vor 1500 Jahren, als die Hunnen kamen und alle massakriert haben, hat man zum Schutz Mauern um die Städte gebaut. Die Hunnen kommen wohl jetzt nicht mehr, aber wir müssen uns jetzt vor der Natur schützen. Siehe das, was an der Ahr passiert ist. Wir müssen uns in den Städten zusammenschließen und sowas wie Schutzmauern bauen.“
„Ja, das kann ich nur unterstützen. Ich würde um die Städte mit mindestens 100.000 Einwohnern einen Kreis ziehen, innerhalb dem nur gebaut werden darf und nur große Häuser. In der Zeit in Westfalen habe ich in einem Dorf gewohnt. Das hat sich in der Zeit von der Fläche verdreifacht. Die Bauern haben ihre Äcker verkauft und es wurden Einfamilienhäuser drauf gebaut. Das übliche Spiel ist doch, nach ein paar Jahren werden die Familien kleiner und teilweise lebt dann nur noch eine Person in diesen Häusern. Das ist eine riesige Verschwendung an Bau- oder Ackerland.
Aus meiner Sicht kann ich noch sagen, dass auch der Verbrauch an Zement mit all seinem Umweltschaden bei Eigenheimsiedlungen erheblich größer ist als bei dem Bau von Stadtwohnungen.“
„Ich kann nur sagen, unser Ackerbau hat sich voll daneben entwickelt. Ich baue in meinem Garten Gemüse und Obst an. Damit kann ich gut leben. Aber für die Supermärkte werden Obst und Gemüse mit Flugzeugen von anderen Kontinenten hergeflogen. Was das alles kostet!“
„Ich habe mal im Fernsehen einen Bericht über Tomatenplantagen in Spanien gesehen. Das sind gigantisch große Anbauflächen. Die brauchen viel Wasser, ein großes Problem. Das müssen die tief aus der Erde pumpen, weil der Grundwasserspiegel ständig weiter sinkt. Der Witz ist ja, dass Tomaten viel Wasser enthalten, und so kommt es, dass die mit den Tomaten ihr Wasser nach uns exportieren.
Was noch passiert, dass bei dem niedrigen Grundwasserspiegel das Meerwasser ins Land eindringt und den Boden nach und nach versalzt.“
„Wir müssen dahin kommen, dass wir unseren Ackerbau wiederbeleben und mit größeren Feldern eine nationale Selbstversorgung aufbauen. Dazu schlage ich vor, alle Siedlungen und auch Einzelhäuser außerhalb der Städte abzureißen und in Äcker und Wälder umzufunktionieren.“
„Spinnst Du, wie soll das denn gehen. Du kannst den Häuslebauern doch nicht ihr Eigentum wegnehmen.“
„Das sehe ich aber anders. Wie kann es angehen, dass die Spanier ihr Land in eine Wüste verwandeln, und hier gibt es ein paar Häuslebauer die romantisch Blümchen in ihre Gärten pflanzen.“
„Ich frage mich, wie so eine Enteignung gehen soll. Wir haben schließlich Gesetze.“
„Also eins ist doch klar, in den Braunkohlegebieten im Rheinland und im Osten haben die ganze Dörfer abgerissen.“
„Wenn das mit dem Klimawandel Wahrheit ist, und die Menschheit bedroht, dann können wir nicht weiter herumspielen, Prästiege-Projekte fördern und lediglich Geld an Reiche verteilen. Dann muss was geschehen.“
„Ist klar, wir müssen essen und trinken. Unser Fleisch von Argentinien holen oder Früchte aus Neuseeland wird irgendwann nicht mehr funktionieren.“
„Ist klar, wir brauchen Landschaft und Landwirtschaft, für Getreide und Gemüse, das hier gut wächst. Das mit dem chemischen Dünger auf den Äckern kann nicht auf immer weitergehen. Das macht uns den Boden kaputt.“
„Richtig, es muss nachhaltig und zukunftsorientiert sein. Mit den hochgezüchteten Getreiden, die großen Ertrag bringen geht das nicht auf Dauer. Er gibt Getreidesorten, die in unserem Klima gut wachsen, die haben nur kleine Ähren und bringen nicht so viel Profit. Aber die haben lange Wurzeln, was die anderen nicht haben. Mit denen können die in ein oder zwei Metern Tiefe noch Wasser und Nährstoffe finden. Man kann die mähen und die wachsen immer nach. Das heißt, man muss nicht neu einsäen.“
„Das mit den kleineren Ähren gleicht sich ja aus, durch den Abriss der Eigenheimsiedlungen wird die Ackerfläche auch wieder größer.“
„Aber was nützt das alles, wenn wir kein Wasser mehr haben? Die Wissenschaftler sagen die Gletscher schmelzen und alles wird Wüste.“
„Nää, so ist das ja auch wieder nicht. Es wird schon noch weiter regnen in den Alpen, der Eifel und so. Die Erderwärmung wird die Wassermenge in der Luft erheblich größer machen. Und das bedeutet Regen, vielleicht mehr, als wir haben wollen.“
„Das sehe ich auch so. Unsere Flüsse wie der Rhein werden immer noch Wasser haben. Wenn ich da stehe und sehe wie das Wasser mit großer Strömung da durch fließt, das ist ganz schön viel.“
„Aber im Sommer ist der Rhein auch ganz schön leer. Dann hat die Schifffahrt Probleme.“
„Stimmt, aber das Wasser fließt immer noch. Überlegt doch mal, was der unterschied von Ruhr und Rhein ist?“
„Der Rhein ist größer und hat Weinberge.“
„Quatsch, das meine ich doch gar nicht. Habt ihr schon mal die Ruhr mit Niedrigwasser erlebt? Nee, habt ihr nicht. Die hat immer den gleichen Wasserstand. Dagegen hat sie im Winter noch Überschwemmungen. Und woran liegt das?“
„Is doch klar, wir haben viele Staustufen. Gut ist, dass die auch Fischpässe, so `ne Art Wassertreppen angelegt haben. Find ich gut, so haben wir einen guten Fischbestand.“
„Ich seh das so, Sommer, Winter egal, es fließt ständig weiter und wohin. Ins Meer. Dann ist unser schönes Wasser weg. Die Holländer haben Dämme und Schleusen zum Meer gebaut, das müssen wir auch tun, und das Wasser aufhalten.“
„Die Holländer haben das aber gebaut, um das Meerwasser draußen zu halten.“
„Ist doch egal, Damm ist Damm. Das müssen wir mit all unseren Flüssen machen.“
„Also Jungs, jetzt ist aber Schluss. Ich füll jetzt nochmal die Gläser und geb ‚ ne Runde Korn aus. Ab morgen könnt ihr ja Dämme bauen.“