„Hallo Willi!“
„Hallo Gerd!“
Die zwei Freunde treffen sich auf der Straße. Sie sind Nachbarn und Schulfreunde aus der zweiten Klasse.
„Was machen wir heute?“
„Für mich ist das klar, ich gehe ins Freibad,“ sagt Willi. Seine Mutter hat ihm 25 Pfennig für den Eintritt und 20 Pfennig für ein Eis gegeben.
„Ist ’ne gute Idee“, erwidert Gerd. „Ich gehe gleich mal rein, hole Geld und mein Schwimmzeug.“ Flugs kommt Gerd wieder zurück, bereit für einen schönen Nachmittag im Freibad.
In der Zwischenzeit hat Willi das Fahrrad von seinem Bruder geholt. Es ist eigentlich zu groß für ihn, aber er hat schon gut geübt und kann bestens damit fahren. „Ich kann dich auf dem Gepäckträger mitnehmen. So kommen wir schneller hin und haben mehr Zeit im Bad. Können auch zum Abend länger bleiben, weil wir so schneller heimkommen.“
Die zwei wohnen an der Hauptstraße mit viel Verkehr und eine Einbahnstraße ist sie auch. In der falschen Richtung. Also laufen sie wie selbstverständlich und schieben das Rad. Na ja, ihre Badesachen sind schon mal auf dem Gepäckträger. So überqueren sie auch noch die zweite Hauptstraße.
Nun führt die Fahrt über Parkwege. Das ist gefahrlos. Sie steigen auf und Gerd kann auf dem Gepäckträger mitfahren. Dann geht der Fahrtweg durch eine Schrebergartensiedlung weiter.
Doch plötzlich steht da ein Schutzmann und winkt die beiden heran. Die Freunde zucken zusammen. Sie wissen Bescheid, zu zweit auf dem Fahrrad ist verboten.
Das macht ihnen der Polizist noch einmal deutlich. Der will gar nicht nachlassen, den Jungen die Gefahren vor Augen zu führen, die mit ihrem Handeln verbunden sind. „Eure Mütter werden sich sorgen, wenn ihr stürzt und euch schwer verletzt.“
Die lange Strafpredigt kommt bei den Freunden nicht gut an. Alles Zeit, die sie lieber im Bad verbringen wollen. Doch schließlich verändert sich der Ton. Der Polizist will zur Bestrafung schreiten. Er fragt Willi, den Fahrer, ob er Geld dabeihat. In der damaligen Zeit waren Kinder in dem Alter ehrlich. Willi gibt an, er habe von der Mutter 45 Pfennig bekommen. 25 Pfennig für den Eintritt ins Bad und 20 Pfennig für ein Eis.
„Na, dann …“, fordert der Polizist die 20 Pfennig ein. Er sieht seine Mission als beendet an und lässt die Jungen gehen.
Die sind ziemlich sauer über die ganze Aktion. „Was soll das denn heißen – zur Sicherheit? Solche Verbote gelten doch nur für Schwache und Dumme. Das betrifft uns doch nicht. Wir sind geübt und durchtrainiert. Uns passiert doch nichts.“
Sie schieben das Rad noch ein paar Meter, dann ist der Polizist außer Sicht. Die zwei steigen wieder gemeinsam auf und setzen die Fahrt fort.
Nach der Schrebergartensiedlung geht es noch einen Feldweg entlang hinunter bis zum Fluss. Jetzt noch 200 Meter auf dem Treidelpfad und das Freibad ist erreicht.
Unterwegs haben sich die zwei schon beraten, was sie jetzt machen sollen. Willi will nicht auf sein Eis verzichten. „Wir gehen durch den Zaun.“
Am Fahrradständer neben dem Kassenhaus gilt es nun, das Fahrrad abzustellen und sich unauffällig zu verhalten. Langsam schlendern sie die kleine Straße, die zum Freibad führt, wieder zurück. Entlang des Zauns bis zum Ende, wo es die Böschung hinuntergeht bis zum Fluss. Auf dem letzten Stück ist es günstig. Mit etwas Klettern und Durchzwängen schaffen sie es. Sie sind drin. Sie haben auch darauf geachtet, dass die Sicht des Bademeisters auf sie beide von möglichst vielen herumtobenden Badegästen verdeckt ist.
Doch die Gefahr ist noch nicht vorbei. Die zwei Zauneinsteiger stehen voll bekleidet zwischen den Badegästen in Badehosen und Badeanzügen.
Doch alles klappt. Sie finden einen Lagerplatz, breiten die Handtücher aus und ziehen sich fix aus.
Nun kommt die Beratung: „Was können wir für Eis ausgeben?“ Zusammengelegt haben die Freunde nun 70 Pfennig. Also können sie jetzt anstatt zwei Eisbällchen zu je 20 Pfennig je drei zu 30 Pfennig kaufen.